Distanzierung vom Vorfall in der Möbel Olfe Berlin am 8. Juli 2024
Zeit, das Offensichtliche klar zu stellen: Völkermord ist genauso wenig feministisch wie die Trans-Lobby.
Am 8. Juli kam es auf einer Soli-Party des „Dyke* March Berlin“ zu einem Vorfall:
Auf dem Soli-Abend in der Möbel Olfe am 8. Juli kam es außerdem zu einer Eskalation, als eine Gruppe von Lesben einen Tisch mit „Safe Table for Jews and Israelis“-Schildern labelte und dort u. a. Regenbogenfahnen mit dem Magen David (sog. Davidstern) anbrachte. Außerdem hatten sich die Frauen mit Stickern mit Slogans wie „No Pride in Hamas“ u. a. beklebt. […] Nach Wortgefechten unter den Gästen wurde die Veranstaltung vom Dyke*-March-Orga-Team vorzeitig abgebrochen.
— Siegessäule, Quelle
Klarstellungen in eigener Sache
Der Artikel der Siegessäule spricht davon, wir hätten uns bei unserer pro-lesbischen Teilnahme beim „Dyke* (i.e., Dick) March Berlin“ 2022 eine rassifizierte Person „herausgepickt“ (mit einem Unterton von gezielt), um besagte Person gemeinerweise anzuzeigen.
Tatsächlich handelt es sich bei der gemeinten angeblich so vulnerablen Person wohl um einen weißen Mann im Kleid, der eine rassifizierte Dyke anspuckte, was bis heute für den Mann keinerlei Konsequenzen nach sich zog. Andere Optionen sind:
Eine stämmige Frau, die versucht hat, eine Lesbe körperlich anzugreifen, weil die ein Banner mit der Definition von Lesbe – erwachsene homosexuelle Person weiblichen Geschlechts – hielt.
Eine Gruppe, die versuchte, unser Banner mit demselben Schriftzug anzuzünden.
Wir möchten außerdem nochmal darauf hinweisen, dass bei unserem ersten The Real Dyke March in Berlin 2023 Autospiegel eingeschlagen und Patronenhülsen mutmaßlich zur Einschüchterung platziert wurden, während sich Berliner „Antifa“ (das anti ist stumm) darauf vorbereitete uns aufzulauern und körperlich anzuspringen – nur, weil wir klar sagen: Homosexualität ist exklusiv. Homosexualität ist okay. Lesben wollen keinen Sex mit Männern. Lesben sind keine Männer.
Für die Orga des männerinklusiven Dick March Berlin sind Lesben und echte Dykes offensichtlich „Störfaktoren“. Männer, die lateinamerikanische Lesben in Deutschland anspucken sind währenddessen „vulnerabel“ und müssen unbedingt von einem lesbischen Orgateam geschützt werden.
Leider ist der „Dyke* March Berlin“ in seiner angeblich antirassistischen Positionierung darum nicht glaubwürdig.
Update: Augenscheinlich war der Prozentsatz an Männern auf dem diesjährigen „Dyke* March Berlin“ noch höher als letztes Jahr. Kaum zu glauben, aber wahr.
Auch kam es wieder mal zu lesbenfeindlichen Übergriffen gegen eine Gruppe demonstrierender Lesben.
Die Siegessäule, deren Verlegerin übrigens auch Manuela Kay vom “Dyke* March Berlin” ist, hält eine Männer exkludierende Sexualität offensichtlich für illegitim:
Zu Beginn der Demo gab es außerdem eine Gruppe von TERFs (Trans-Exclusionary Radikal Feminists), die sich im hinteren Teil der Demo einordneten und schon nach kurzer Zeit von umstehenden Teilnehmer*innen abgeschirmt wurden. Andere Demonstrierende hielten ihre Trans*-Flaggen hoch, um die trans*-feindlichen und exkludierenden Transparente wie „My Vagina is a female place only“ [meine Vagina ist nur für Frauen] zu überdecken. Im Zuge dessen kam es zu Unruhe und Demo-Teilnehmer*innen schrieen sich gegenseitig an, wodurch nach Auskunft der Orgas die ganze Demo in Verzug kam.
— Siegessäule, Quelle
Palestine is the Issue
Ein Gastbeitrag von Susanne und Sofía.
Diese Kolonisierung der geschlechtlichen Körper aus Profitgründen ist die Ursache für die aktuellen Angriffe auf Frauen weltweit. Wie indigene Völker Jahrhunderte zuvor sind Frauen zu „brutalen Wilden“ geworden, die dem Fortschritt im Wege stehen (Extraktion aus ihren Körpern). Der Hass, der gegen Frauen geschürt wird, weil sie diese Angriffe als das benennen, was sie sind, ist für den Kolonisierungsprozess notwendig, wie in jedem System der menschlichen Versklavung.
— Jennifer Bilek, Womanhood Is Occupied Territory
Die Beziehung der Frauen zum Land ist ein wichtiges Band, die erste Verteidigungslinie des Landes.
— Khitam Saafin, Palestinian Women and Territorial Sovereignty
Was ist Rassismus?
Rassismus ist die Herabwürdigung von Menschen aufgrund ihres Äußeren oder ihrer angeblichen „Rasse“.
Warum ist Rassismus?
Rassismus ist ein ideologisches Konstrukt, das die Ausbeutung, Vergewaltigung, Versklavung und den Landraub von einer Gruppe zum Benefit einer anderen Gruppe rechtfertigen soll. Da Menschen ihr Land nie freiwillig abgeben, müssen sie vertrieben werden, unterdrückt und getötet.
Diese Ausbeutung fing mit dem Ackerbau an, systemisch zu werden, und war vor der Industrialisierung lokal begrenzt. Die Griechen bezeichneten die Völker, die sie kolonialisierten, als „barbarisch“ (lallend) und sahen sie als auf einer niedrigeren Stufe stehend an.
Kolonialisierung bedeutet Landzerstörung
Als der globale Norden im Zuge der Industrialisierung anfing, Kolonien im globalen Osten und Süden zu stationieren und das Land auszuplündern, musste es gleichzeitig diese Ausbeutung rechtfertigen. In den Augen von RassistInnen aus dem Norden müssen schwarze und braune Menschen unten gehalten werden, weil sie aus den Kolonien stammen.
Der globale Norden sieht den globalen Süden als Kolonie
Israel war eine Kolonie des britischen Empires. Mit dem Kollaps desselben sind es vor allem die US-Amerikaner, die die Schirmherrschaft über Israel übernommen haben.
Israelis sind in der unangenehmen Situation, dass sie nicht einfach die Kolonie auflösen und in ihr Heimatland zurückkehren können, weil viele von ihnen Vertriebene oder Nachfahren Vertriebener sind. Die Existenz Israels hängt von der Ausbeutung Palästinas – des Landes und seiner Bevölkerung – ab. Die einzige „Lösung“ des Nahostkonflikts außer Deindustrialisierung und einem Ende der kolonialen Ausbeutung ist Völkermord.
Was bedeutet es, Rassismus abzulehnen?
Es ist unmöglich, antirassistisch und gleichzeitig pro imperialistisch zu sein. Rassismus kann nicht im Vakuum betrachtet werden.
Ein „Antirassismus“, der primär die Gleichstellung von Menschen verschiedener Hautfarben der „ersten Welt“ zum Ziel hat, ist keiner. Eine Bewegung für die Befreiung von Homosexuellen, die sich ausschließlich um Homosexuelle im privilegierten imperialistischen Zentrum kümmert, ist keine.
Menschen mit südlichen und indigenen ethnischen Merkmalen werden diskriminiert, weil ihnen anzusehen ist, dass sie aus der heutigen imperialistischen Peripherie stammen.
Die Lösung für Rassismus ist nicht zu sagen „schwarze BewohnerInnen der ersten Welt sollten genau die gleichen Privilegien haben wie weiße BewohnerInnen der ersten Welt“, sondern den Imperialismus und seine Privilegien zu beenden. Heißt: die Einteilung in erste, zweite und dritte Welt muss verschwinden, in den Köpfen und materiell. Die Kolonien müssen abgebaut werden, die Natur wiederhergestellt. Erst dann können gleiche Rechte für alle wirklich realisiert werden.
Und was ist mit Antisemitismus?
Antisemitismus ist eine Form des Rassismus, die gegen Jüdinnen und Juden gerichtet ist. Als die Nazis einen Völkermord an Jüdinnen und Juden verübten, machten sie kein Geheimnis daraus, dass sie es auf die Ressourcen der jüdischen Gemeinschaft abgesehen hatten.
Land im Osten sei außerdem zu erobern gewesen, um für das wachsende „germanische Volk ohne Raum“ Lebensraum zu schaffen. Parallelen zum Zionismus und zur aktuellen Weltpolitik fallen ein.
Ohne Kolonien kein Imperium
Imperien benötigen einen stetigen Nachschub an ArbeiterInnen (die bevorzugt aus den Kolonien importiert und zur Arbeit gezwungen werden) sowie SoldatInnen, um zu funktionieren. Imperien zerstören Land und müssen darum stetig neues Land einnehmen. Das gilt insbesondere in einem Zeitalter, in dem die industriellen Imperien auf nicht nachwachsende, begrenzte und zunehmend knappe Ressourcen wie Erdöl angewiesen sind. Ein Imperium, das sich nicht weiter ausdehnen kann, kollabiert.
Transhumanismus made in Israel
Israel stellt synthetisches Östrogen in Fabriken her, die das Land zwischen Jordan und Mittelmeer verschmutzen. Was transhumanistische Technologie anbelangt, ist Israel weltweit führend.
Elbit Systems stellt militärische Exoskelette her, MyHeritage and TavTech forschen zur Modifizierung des menschlichen Genoms, NeuroRx und BrainQ arbeiten an Mensch-Computer-Interfacing, das die gedankliche Steuerung von UAVs (unbemannten Luftfahrzeugen) durch die IDF ermöglichen soll.
Lavender ist ein israelisches KI-Programm, das potenzielle WiderstandskämpferInnen – ohne klare Kriterien – im am stärksten technologisch überwachten Gebiet der Welt – dem Gazastreifen – frühzeitig ausfindig machen soll. In der Praxis bedeutet das die Exekution ganzer Familien ohne Gericht oder Anhörung, per Knopfdruck.
Was ist der Wert des Lebens in so einer Welt?
Warum ist das für Lesben relevant?
Abgesehen davon, dass ein Dyke March wohl kaum für Lesben sprechen kann, wenn er die Mehrzahl der Lesben – die aus dem globalen Süden – nicht selbstverständlich mit einbezieht, ist die Theorie von Imperium und Kolonie hoch relevant für Homosexuelle.
Homosexualität ist in Zivilisationen traditionell geächtet, weil sie nicht reproduktiv ist (zumindest traditionell, vor der Erfindung künstlicher Fortpflanzungsmethoden und „heterosexueller Lesben“). Weiblicher Separatismus – also das Setzen von Grenzen gegenüber männlichem „penilem Imperialismus“ – ist eine Gefahr für das Imperium und seine Zivilisation.
Umgekehrt fangen Männer in kolonial besetzten Gebieten ebenfalls oft an, Frauen verstärkt zu unterdrücken, eben aus dem Grund, dass sie die vermehrte „Produktion“ von Soldaten erzwingen wollen. Auch religiöser Fanatismus erstarkt¹.
Frauen als das Land, das bestellt werden soll
Wenn die Erde menschliche Gestalt annehmen könnte, was würde sie sagen?
Der Planet schreit „genug, ich kann nicht mehr“. Bald wird das Wasser hier verschwinden, und wir werden alle in dieser Region um Wasser kämpfen. Die Natur wurde besetzt und getötet.
— Lina Nabulsy, Westbank. Interviews with Radical Palestinian Women, Shoal Collective
Wenn die Erde menschliche Gestalt annehmen könnte, wäre sie weiblich.
¹Popkultur-Essay zum Thema: How Dune Gets Religious Psychology Exactly Right
„Es ist allgemein bekannt, dass Unterdrückung Religion gedeihen lässt.“ — Frank Herbert
Quellen im Video: Richard Sosis study on communes http://cognitionandculture.net/wp-con... Sibley and Bulbulia study on religion and Christchurch earthquake https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/arti... Henrich et al. study on war and religiosity https://henrich.fas.harvard.edu/files... Sosis and Handwerker on psalms recitation and anxiety https://anthropology.uconn.edu/wp-con... Rothschild et al. on fundamentalism https://www.sciencedirect.com/science...
The Cattle Killing Movement https://www.sahistory.org.za/article/cat…