[DE/EN] Wer wir sind: Die Inhalte des The Real Dyke March erläutert
Rechts? Links? Wo stehen wir?
Einige haben es vielleicht bereits mitbekommen, aber wir wollen nun noch einmal darauf eingehen, was sich am Tag vor der Demo in Berlin ereignet hat und warum wir so wenige waren.
Eine in Berlin gut vernetzte Gruppe Lesben hat uns spontan die Solidarität aufgekündigt, weil die Veranstalterin es wagte, die Präsenz der Journalistin Judith Basad auf der Demo zu begrüßen. Es wurde dazu aufgerufen, den The Real Dyke March zu canceln, weil dort „rechte Presse“ auftreten würde.
Judith Basad ist eine Unterstützerin von Frauen und Lesben, die jedes Mal, wenn sie sich für uns einsetzt, den eigenen Kopf riskiert. Das Medium, für das sie momentan Artikel veröffentlicht, repräsentiert uns genauso wenig wie die TAZ oder irgendeine Zeitung der Mainstream-Medien. (Eine Ausnahme bildet die Redaktion der EMMA, die fortlaufend tolle Arbeit leistet.)
„Frau“ und „Lesbe“ sind nicht die einzigen Begriffe, deren Inhalt unter großem Propagandaaufwand verschoben wurde. „Rechts“ und „links“ sind ebenfalls Opfer der Begriffsverschiebung geworden. Möglicherweise auch, weil der Kapitalismus, wie in „Capitalist Realism“ zutreffend beschrieben, die Tendenz hat, sich die eigene Gegenbewegung einzuverleiben. Die linke Bewegung wurde systemkonform gemacht und dadurch ins Gegenteil verkehrt, männliche sexuelle Ausschweifungen zulasten von Frauen zu lange ignoriert, sich auf Foucault statt Dworkin berufen. Wer im Internet „Feminismus“ nachschlägt, findet Bilder von gefesselten und geknebelten Frauen. Diana Russell würde sich im Grab umdrehen.
Weder „links“, noch „rechts“ stehen hinter uns. Diese Kategorien werden unserer Meinung nach inzwischen medial künstlich kreiert, um Spaltung zu erzeugen. Was einst als links verstanden wurde, Einsatz für die Marginalisierten, die ArbeiterInnenklasse, Solidarität der Unterdrückten, wird heute teilweise als „rechtspopulistisch“ geframt, während Gedankengut, das klassischerweise als rechts verstanden wurde (Sterilisation Homosexueller??) heute bei vielen selbsternannten „Linken“ zu finden ist.
Kommunikation wird hierdurch erschwert und dadurch unsere Organisation. Das Label „problematisch“ wird gezielt verwendet, damit verhindert wird, dass Frauen zugehört wird. Wer den Vorwurf hört, eine Frau sei „rechts“, tut gut daran, genauer hinzuschauen. Was hat sie getan oder gesagt, dass sie dieses Label verdienen würde? Und warum erlauben wir Menschen nicht, menschlich zu sein und Fehler zu machen, aus denen sie lernen?
Wir plädieren dafür, auf Taten statt auf Worte und „politisch korrekten“ Jargon zu achten. Wir plädieren dafür, auf die Inhalte zu schauen und wieder Diskussionen zu führen. Schauen wir darum mal inhaltlich auf uns selbst. Sind wir „rechts“?
Wir wollen die Revolution der Frauen, wie sie sich gerade weltweit anbahnt. Wie Virginia Woolf sagte: „Als Frauen haben wir kein Land.“ Laut Studyflix.de macht uns das tatsächtlich nicht mehr „links“, weil „Linkssein“ hier mit einem Streben nach Gleichberechtigung innerhalb des bestehenden Systems erklärt wird.
Wir wollen die Befreiung der Geschlechtskaste der Frauen, Lesben insbesondere, unabhängig von deren Herkunft oder sonstigen unterscheidenden Merkmalen. Wir glauben, dass aus der Befreiung der Frauen, die Monica Sjöö als „die wahre Linke“ bezeichnete, die Befreiung aller lebenden Wesen entspringen wird. Und wenn Lesben frei sind, wenn wir das Recht erkämpfen, frei von männlichen Zwängen zu leben, wird das die Klasse der Frauen insgesamt stärken. Darum gehen wir Lesben voran, zusammen mit Müttern, Frauen, die in der Prostitution ausgebeutet werden und allen anderen Frauen, die nicht in diese Kategorien passen.
Wir stehen sowohl der Unterdrückung der Frau in Haus und Herd, durch Heirat und Zwangschwängerung entgegen, als auch der postmodernen Unterdrückung, die uns zu Glaubenskonstrukten degradiert, unsere Geschlechtsteile zum Verkauf an Männer anbieten will und unseren Wert in der öffentlichen Bedienung männlicher Fetische sieht.
Nazis und Faschisten – ihr wisst schon, die, die ganze Menschengruppen in Lager gesteckt haben – stimmen mit diesen Forderungen ganz offensichtlich nicht überein. Im Gegenteil. Sie sind unsere Feinde.
Wir stellen uns Kindesmissbrauch, Totalitarismus und Unterdrückung entgegen, egal, woher sie kommen. Denn das ist Radikalfeminismus.
Bei uns geht es nur um Lesben. Denn das ist der echte Dyke March.
Some may have already noticed, but we now want to go back to what happened the day before the demo in Berlin and why we were so few.
A well-connected group of lesbians in Berlin spontaneously cut us off from solidarity because the organizer dared to welcome the presence of journalist Judith Basad at the demonstration. There was a call to cancel The Real Dyke March because there would be “right-wing press” there.
Judith Basad is a supporter of women and lesbians who risks her own neck every time she speaks out on our behalf. The medium for which she currently publishes articles does not represent us any more than the TAZ or any mainstream media newspaper. (The exception is the editorial staff of EMMA, that does great work on an ongoing basis).
“Woman” and “lesbian” are not the only terms whose content has been shifted at great propaganda expense. “Right” and “left” have also become victims of the shifting of terms. Possibly also because capitalism, as aptly described in “Capitalist Realism,” has a tendency to assimilate its own counter-movement. The leftist movement has been made to conform to the system and thus turned into its opposite. Male sexual excesses at the expense of women have been ignored for too long, now invoking Foucault instead of Dworkin. If you look up “feminism” on the Internet, you will find pictures of women bound and gagged. Diana Russell is turning in her grave.
Neither “the left” nor “the right” are behind us. In our opinion, these categories are now artificially created by the media to generate division. What was once understood as left-wing – commitment to the marginalized, the working class, solidarity of the oppressed – is today partly framed as "right-wing populist", while ideas that were classically understood as right-wing (sterilization of homosexuals??) can today be found among many self-proclaimed “leftists.”
Communication is hampered by this, and so is organizing. The label “problematic” is used purposefully to prevent women from being listened to. Anyone who hears the accusation that a woman is “right-wing” would do well to take a closer look. What has she done or said to deserve that label? And why don’t we allow people to be human and make mistakes from which they learn?
We advocate looking at actions instead of words and “politically correct” lingo. We advocate looking at the content and having discussions again. Therefore, let’s look at ourselves in terms of content. Are we “right-wing”?
We want the women’s revolution that is happening around the world right now. As Virginia Woolf said, “As a woman, I have no country.” According to Studyflix.de, this would mean that we aren’t “left-wing”, because “being left” is explained here with a striving for equality within the existing system.
We want the liberation of the sex-caste of women, lesbians in particular, regardless of their origin or other distinguishing characteristics. We believe that from the liberation of women, who Monica Sjöö called “the true left,” will spring the liberation of all living beings. And when lesbians are free, when we fight for the right to live free from male constraints, it will strengthen the class of women as a whole. That is why we lesbians are leading the way, along with mothers, women exploited in prostitution, and all other women who do not fit into these categories. We oppose both the oppression of women in the home and hearth, through marriage and forced impregnation, and the postmodern oppression that degrades us to constructs of faith, wants to offer our private parts for sale to men, and sees our value in the public servicing of male fetishes.
Nazis and fascists – you know, the ones who put whole groups of people into camps – clearly disagree with these demands. On the contrary. They are our enemies.
We oppose child abuse, totalitarianism and oppression, no matter where they come from. Because this is radical feminism.
We are about lesbians. Because this is The Real Dyke March.
Traurig dass ihr das erklären müsst! Versucht stark zu bleiben